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About Fiona Léus
Films + Video + DVD
Hubert Beck - Autor, Kurator, Lektor
Museum für moderne Kunst; Kunstsammlung der DZ Bank, Frankfurt
Der Luft Gegriffen

Anmerkungen zur großformatigen Projektion des Films
Underwater von Fiona Leus

Die Künstlerin Fiona Leus ist in Sheffield, auf  "der Insel" geboren. Studiert hatte sie, bevor sie an die Städelschule in Frankfurt kam, um Hermann Nitschs Malereiklasse und Peter Kubelkas Filmlasse zu besuchen, im Seebad Bournemouth. Von daher vielleiecht ihre Vorliebe für Wasser und Strand, die schon in ihrer Filmarbeit
A day at the Seaside, zum Ausdruck kommt, in der sie 17 Stunden auf 13 Minuten Filmmaterial gerafft hat. An der Geschichte Sydneys lässt sich zeigen, das der Strand wie ein Park funktioniert, er ist eine Ausgleichsstätte für die Stadtbewohner. Im Rhein-Main-Gebeit haben wir keinen Meeresstrand. Früher dachte man, dass er unter dem Pflaster liege, aber da findet man heute auch nur Altlasten.

Die Aufnahmen für Leus farbige DVD-Projektion ohne Ton aus dem Jahr 2005, die sie im März 2006 im Rahmen der örtlichen "Gangart" -Initiative in einem Showroom eines Autohauses in Bischofsheim zeigte, stammen aus einem deutschen Schwimmbad. Obwohl dieser Ort und die soziale Welt des "Erlebnisbades" immer im Bild präsent bleiben, steht nicht das dokumentarische im Mittelpunkt von Underwater, sondern Zeit und Bewegung. Nicht zufällig lässt sie an die fotografischen "time motion " -Studien eines Eadweard Muybridge denken. In diesem allgemeinen Sinn von Automobilität besteht dann auch eine Parallele zu Welt des Autos. Die Bildsequenzen von Kindern und Jugendlichen, die Leus beim Sprung ins Wasser bildlich aus der Luft greift und die "unter Wasser" ihrem Späß haben, werden von der Künstlerin in eine Sprache des Schnitts und der Zeitmanipulation überstzt. Timing ist alles - dies gilt auch bei jedem Sprung ins Wasser.

Die Darstellung von Schwerkraft und Auftrieb durch diese "umtriebige "Künstlerin in der großen Projektion auf die Glaswand des Autohauses, die sowohl von innen als auch von außen zu sehen ist, machen die Arbeit zu einer Skulptur. Aus diesem Grund und weil wir uns unter Wasser in einer anderen akustischen Welt bewegen, ist es nur folgerichtig, dass es sich bei diesem Wer nicht um eine Video-Klang-Installtion handelt. Die lauten Geräusche in öffentlichen Schwimmbädern, die wir nur zu gut kennen, sind weggelassen. Einem Raum, in dem die Leute wissen, dass sie gesehen werden. Das aufgenommene Bild
und seine künstlerische Bearbeitung (die Form) sprechen unser Körpergedächtnis an, in dem - und eben nicht allein in unserer Erinnerun - die Sensationen des Fallens und des Schwebens im Wasser aufgehoben sind.

Die glaswand im Ausstellungsrasum, auf welche die bewegten Bilder projiziert werden, erscheint hier wie das Fenster im Schimmbecken, durch das die Künstlerin die Schwimmer aufgenommen hat - nur größer. Was in der Projektion mit vier Beamern auch deutlicher wird, ist neben der Choreographie der Multiplikation des 13 minütigen Loops die Sprache der Farbe, die malerische Seite von Underwater.
Fiona Leus hat also - auch hierin skluptural - einen sozialen Raum in eine spannungsvolle Beziehiehung zu einem formalen Raum gebracht. Im Kern alles Sozialen steckt ein dynamishes Spannungsverhältnis von Nähe und Ferne.

Huber Beck
(März 2006)